Tommy Wild

Musician, Singer, Songwriter

From the blog

Springende Fische

Tja, unser Umzug entpuppte sich frei nach dem Sprichwort: „Vom Regen in die Traufe“ als eine schlechte Wahl. Unsere neuen Nachbarn fühlten sich durch uns sehr bedrängt und taten dies nach der ersten Nacht sehr deutlich kund. Das traf uns nicht gerade ermunternd und der nächste harte Regen zwang uns lange im Zelt zu verweilen und am nächsten Morgen bemerkten wir, dass der neue Platz ebenso wenig gut zu sein schien, wie der alte. Heftige Träume hatten mich in der Nacht erschüttert und wir suchten gleich weiter nach einem besseren Standort. Den fanden wir auch, da ein guter Platz frei geworden war. Durch den Regen hat es viele Camper regelrecht verscheucht. Nun sind wir zufrieden und es fühlt sich harmonisch an.

Heute hatte ich mit den Kindern ein schönes Erlebnis: Wir paddelten mit den Boards zu den in der Nähe liegenden Klippen, um Alfreds Wunsch, von den Felsen ins Wasser zu springen, nachzukommen. Als wir dort ankamen, zog über die Berge eine fette Regenwolke heran, die sich auch gleich zu entladen begann. Wir drehten um und paddelten mühsam gegen die Strömung zurück. Es war ein wundervoller Trip durch die unzähligen Wassertropfen, welche auf die eigentlich sanfte Meeresoberfläche prasselten. Und diese veranlassten die kleinen Fischschwärme wohl dazu sich an der Oberfläche zu zeigen. Vor uns sprangen die Fische aus dem Wasser und wir kamen uns vor, wie im Märchen, fehlte nur, dass sie zu uns sprachen und noch der kleine Wassermann auftauchte. Wieder an Land angekommen, wollte Olivia unbedingt getragen werden, doch ich hatte ja zwei Boards mit Paddel und eine Tasche. Da trat ein Mann zu uns heran und bot seine Hilfe an. Wir kamen ins Gespräch und ich lernte einen überaus interessanten Menschen kennen, der als Lehmhausbauer unterwegs ist und schon seit Jahren seiner Passion nachgeht. Durch sechs Länder ist er gekommen und hat überall tolle Häuser gebaut. Er sucht Handwerker, die ihn begleiten und mit ihm arbeiten. Seit November ist er auf der Insel und fühlt sich seit langem wieder mal Zuhause und möchte gerne hier bleiben und seinen Projekten nachgehen. Ich bin sehr gespannt, was aus dieser Begegnung erwachsen wird, denn Lehmbau taucht schon seit zwei, drei Jahren immer wieder in meinem Leben auf und ist als ehemaliger Maurer ein Feld, dass mich voll interessiert. Ich freue mich einfach riesig, wieder mal wieder einen neuen Impuls bekommen zu haben. Das beflügelt und lässt auf neue Abenteuer hoffen.

Bewegende Zeiten

Was für ein Jahr ist dieses 2023 nur? Es geschehen soviele bewegende Sachen auf globaler, zwischenmenschlichen und emotionalen Ebenen. Ich weiß nicht, wie es meine kleine Leserschar wahr nimmt, dieses Jahr, aber mir scheint, wir werden alle auf die eine oder andere Art geprüft. Die einen trifft das Schicksal körperlich, andere eher im sozialen Miteinander durch herausfordernde Begegnungen, aber alle werden wir vom Leben scheinbar an Grenzen gebracht, die uns unweigerlich und direkt auf die Frage hin drängen: Wie lebst du dein Leben? 

Wir sind ja nun schon eine Weile ausgestiegen aus dem Hamsterrad, aber selbst im Exil (so fühle ich mich manchmal), kommen wir in ganz persönliche Engpässe, die alles in Frage stellen. Ist es richtig, was wir hier tun? Wie geht es weiter? Welche Entscheidungen treffen wir und was wollen wir wirklich? Wir empfinden es so, dass die menschliche Welt und ihre Entwicklung nicht mehr unserem Verständnis einer nach Frieden und planetarer Gesundheit aller Lebewesen strebenden Sehnsucht entspricht. Ich hatte immer den Traum, dass sich im neuen Zeitalter alles zum Guten wenden wird und ich habe stets die Liebe meines Herzens gepflegt und so gut ich es vermochte, verströmt. Die Schwingungen und Töne, die ich gegenwärtig vernehme, stimmen mich zunehmend traurig und konfrontieren mich mit Ratlosigkeit. Meine Antwort darauf ist, weiter meine Kinder zu stärken, indem ich ihnen ein naturnahes Leben mit viel Beziehungstiefe schenke, welches ihnen hoffentlich das zukommen lässt, was sie benötigen um ihrer Zukunft kreativ und gewappnet begegnen zu können. Momentan sind nicht mehr so viele Kinder hier und ich verbringe wertvolle Vaterzeit mit Alfred und Olivia. Ich folge ihren Bedürfnissen und wir entdecken die Welt und unsere Fähigkeiten auf intensivste Weise. Sie probieren so viel aus und lernen dabei unglaublich schnell. Nicht so, wie Schule lernen versteht, keine messbaren Bewertungen bezüglich eingetrichtertem Wissen, dafür aber individuelle Potentiale entfaltend, die mit quicklebendiger Freude jeden Tag in faszinierender und schöpferischer Art zelebriert werden. Und wenn ich am Abend zwei müde und glückliche Kinder ins Bett bringen darf, dann fühlt sich das so was von richtig an. Zur Zeit sucht und fordert Alfred das männliche Vorbild in mir heraus und liebt es mit mir zu ringen und zu kämpfen und ich freue mich, die Zeit zu haben (und sie mir zu nehmen) darauf einzugehen. Als arbeitender Papa habe ich das nie in dieser Intensität tun können, wie ich es jetzt tue. Und es nährt uns beide! 

Ansonsten ist der Sommer endlich voll angekommen und es ist heiß. Gestern sind wir in die Berge geflüchtet, da die Bergwälder kühler sind. Und dort oben gibt es viel Wasser, welches wirklich paradiesisch anmutet. In versteckten Tälern fließen Flüsse, die fantastische Verläufe in die Felsen gefurcht haben. Alles ist satt grün und erfrischend und wir kamen uns vor, wie auf Besuch im Garten Eden. Kaum eine touristische Seele verirrt sich in diese Gegenden und wir genießen diesen archaischen Frieden einer nahezu unberührten Natürlichkeit. Und die darin lebenden Menschen sind so herzlich aufgeschlossen und man spürt die elementare Kraft durch ihr Wesen erstrahlen. Kein Wunder, dass hier die Menschen locker hundert Jahre werden. Ich wünsche mir oft, ich könnte dieses pure Lebensgefühl konservieren und den mir lieben Menschen intravenös verpassen. Aber wie heißt es so schön: Jeder ist seines Glückes Schmied. Ich bin trotz aller Schwierigkeiten, Unsicherheiten und Ungereimtheiten, die ein Aussteigerleben mit sich bringt, davon beseelt, dass es keinen besseren Weg für mich momentan gibt. Auch wenn die Perspektiven nebulös sind.

So wünsche ich allen LeserInnen einen wertvollen Sommer und schließe mit den Worten, die ich immer am Schluss meiner Yogakurse sprach: „Mögen alle Wesen glücklich sein!“

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *