Tommy Wild

Musician, Singer, Songwriter

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Auf Wiedersehen

Diese letzten zwei Tage in Irland waren wirklich wunderschön. Gestern, als wir hier durchs Black Valley wanderten, grinste ich die ganze Zeit. Stephanie wollte immer wissen was los ist, aber es gab keinen Anlass, außer, dass es hier in den grünen Bergen vom Killarney Nationalpark einfach nur gut tut zu sein. Heute, als wir nahe Glenbeigh am Roosbeigh Strand anhielten und wir eine kilometerlange Dünenlandschaft bei Ebbe vorfanden, wiederholte sich genau dies: Ich grinste, völlig naturstoned und ich rannte mit den Kindern um die Wette, wir zischten durch die heranrollenden Wellen und dann hinauf auf die Dünenberge, um anschließend wieder hinunter zu kollern. Stephanie fragte wieder: Was ist denn mit dir los? Alles ist mit mir los! Diese Kombi von Bergen und rauher See, diese frische Luft, die direkt vom Atlantik herein weht, wo sie vorher von keinem Auto, keiner Industrie und Stadt verpestet wurde, sondern geklärt vom Meer in meine Lungen fließen kann…, das ist Lebensenergie pur und ich spüre sie förmlich mein ganzes System durchleuchten. Eine Frau im Badeanzug, es ist Morgens, noch etwas neblig mit einer Außentemperatur so zwischen 12° und 15° C, zischt im Dauerlauftempo an uns vorbei in einer Figur und Haltung, wie eine Olympiasportlerin. Diese Frau hat schneeweißes Haar und ist garantiert über 70ig Jahre. Sie ist das Abbild dessen, was ich hier fühle. Während die Kinder im Sand spielen, lasse ich ein weiteres Erlebnis von diesem Morgen Revue passieren. Während der Fahrt sang ich laut vor mich hin und folgte meinem Gedankenstrom in gesungenen Worten: „We’re rolling for freedom, we’re rolling for justice and we are rolling for peace…“ Frei erfunden, doch im selben Moment, wie ich es singe, kommt mir die nicht neue Idee, weiter reisen zu wollen. Die Welt, diese Erde, die unterschiedlichen Länder und Kulturen mit ihren toll klingenden Sprachen, sind das perfekte Klassenzimmer für meine Kinder und in Anlehnung an Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“, kommt mir der Titel „Das rollende Klassenzimmer“ in den Sinn. Hier findet das echte, richtige und lebendige Lernen statt. Und ich fantasiere weiter: „Wir sollten eine richtige, Aufsehen erregende Kampagne starten, so mit Internetpräsenz und journalistischer Tragweite. ‚Wir rollen für Freiheit und Frieden und nichts kann uns stoppen‘. Alfred fragt von hinten, fahren wir dann auch nach Afrika? Na klar. Überall, wo wir hin wollen. „Oh klasse, ja, lass uns ein Wohnmobil kaufen und weiter durch die Welt reisen!“ Träumen tut gut und macht Mut! Nach zwei Jahren ohne arbeiten, geht unser Geld zu Ende und das Auto braucht dringend Pflege. Ich glaube, wir haben schon über 7000km, voll beladen mit Anhänger, hinter uns und der Winter steht vor der Tür… So kurven wir weiter auf dem Ring of Kerry, als ich weiter vorne ein sonderbares Fahrzeug sehe. Ich war mir nicht sicher, ob es ein Pferdeanhänger sein konnte, oder doch ein eher ungewöhnliches Wohnmobil. Etwas flotter hole ich das fragwürdige Gefährt ein und siehe da, ein Schweizer Kennzeichen auf einer Automarke, die ich von hinten nicht kenne, als Wohnmobil erkennbar, aber anders als alle, die ich je gesehen habe. Hinten drauf ein Aufkleber ‚globestafette.ch‘ und „Asien-Tour 2012/13“. Er fährt links ran um uns vorbei zu lassen und ich grüße mit meiner Hand und dem Peacezeichen aus dem Fenster. Ein Pärchen sitzt darin und grüßt zurück. Insgeheim hoffe ich, sie fahren zum selben Strand wie wir, aber wir haben sie nicht wieder gesehen. Das tolle daran: Man lässt seinen Gedanken freien Lauf und fantasiert und die Außenwelt, das reale Leben, erschafft innerhalb von 5 Minuten eine Response, die voll das Thema trifft: Weiter reisen! (Spät abends besuche ich die Homepage der Schweizer und wahrlich: Sie waren mit dem kleinen Mobil, es war übrigens ein alter französischer Renault, mit Kind und Kegel auf dem Landweg nach Osten bis ganz hinten und wieder zurück, knapp 40.000 km. Ein toller Reisebericht!!!)

Und wie wir so am Strand die sich ständig verändernde Aussicht genießen und fabulieren, wie unsere Zukunft aussehen könnte, meldet sich der Hunger und wir gehen zurück zum Auto, holen das Picknick hervor und platzieren uns zu einer Parkbank, darauf ein Schild von den Stiftern der Bank: „Loved and remembered, Ned, Eily & Laura O’Brien, who began our lifelong journey to this special place!“ Und ich staune, schon wieder so eine Response. Das sind die wirklich kribbelnden und magischen Momente im Leben, wenn so Wegweiser auftauchen und einen bestärken darin, nicht aufzugeben und so zu leben, wie es einem richtig erscheint. 

So erleben wir noch einen sonnigen Tag und umrunden den Ring of Kerry mit ein paar weiteren Stopps und ungewöhnlichen Begegnungen der besonderen Art, die ich vielleicht an anderer Stelle erzählen werde. Noch eine Nacht im Black Valley und dann quer durch den Süden Irlands an die Ostküste, wo wir morgen Abend dann die  Fähre nach Cherbourg/Frankreich nehmen. Etwas traurig und schade, aber gerade geht es nicht anders. Doch eins ist sicher: Irland sieht uns wieder und zwar länger, als nur für zwei Wochen!

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