Tommy Wild

Musician, Singer, Songwriter

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Journeys End

Die Tour quer durch Irland, von West nach Ost, zeigt uns erneut, dass der Westen die wirklich schönere Seite von Irland ist. Vom Norden und Nordosten haben wir nichts gesehen, das kommt dann beim nächsten mal. Am Nachmittag erkunden wir noch die Hafenstadt Wexford, die wahrlich keine gute Energie ausstrahlt und am Abend stehen wir wieder mal wartend in der Schlange, bis die Fähre endlich beladen wird und wir gegen 20:00 Uhr endlich in den Bauch des Schiffes fahren dürfen. Kaum haben wir die Kabine bezogen, da geht es auch schon los. Die Überfahrt nach Frankreich ist wesentlich ruhiger als bei der Hinfahrt. Der Kahn schaukelt längst nicht so doll, die Nacht ist mild und bei Tag haben wir zunehmend schöneres Wetter. Nachmittags kommt dann Frankreichs Küste in Sicht, wir passieren Inseln und ein im Meer stehender Leuchtturm fasziniert die Kinderaugen und meine auch. Ich liebe es hier draußen auf See und kann mir durchaus vorstellen mit dem Schiff bis nach Amerika oder noch weiter zu fahren. Die Einreise ist wie bisher problemlos. Wir werden durchgewinkt und mir tun die Leutchen leid, die vom Zoll zerpflückt werden. Bei uns gäbe es viel zu durchwühlen, schließlich haben wir unser halbes Zuhause im Auto und Anhänger untergebracht. Wir beschließen noch zwei Stunden bis Le Havre zu fahren und steuern dort einen noch geöffneten Campingplatz an. Die Rezeption ist nicht mehr besetzt und der Platz ist mit Schranke geschlossen, doch davor gibt es einen Parkplatz mit etwas Wiese und in gutem Glauben, dass wir am nächsten Morgen den Papierkram erledigen und die Gebühr entrichten können, schlagen wir unser Zelt dort auf. Sowas haben wir schon öfter gemacht und es war auch nie ein Problem. Dieses Mal sollte es anders kommen. K.O. von einem Tag Auto fahren und der langen Überfahrt kommen die Kinder trotzdem erst gegen 22:00 Uhr zum schlafen. Ich tappe noch ein wenig durch die Gegend und komme gegen elf zurück zum Zelt. Da steht ein Auto, hupt wild vor unserem Zelt herum und als ich auftauche quatscht mich ein junger Franzose recht unfreundlich an, ob das mein Zelt wäre. In strengem Ton fordert er mich auf sofort abzubauen und zu verschwinden. In aller Ruhe versuche ich ihm in meinem gebrochenen Französisch unsere Situation zu erklären, doch es kümmert ihn wenig, dass ich zwei schlafende Kinder jetzt wecken müsste, im Dunkeln alles abbauen soll. Ich diskutiere so gut ich kann, aber der Typ sülzt mich mit Vorschriften und Gesetzen voll und blablabla. Ich frage ihn, ob er ein Herz hat? Er meint ja, aber er müsse seine Pflicht tun. Hin und hergerissen dazwischen ihm meine Wut und mein Unverständnis mit der Faust ins Gesicht zu pflanzen und meiner Friedfertigkeit andererseits, beginnen Stephanie und ich zu packen und abzubauen. Kurz vor Mitternacht befinden wir uns also wieder auf der Piste und es bleibt uns nichts anderes übrig als weiter gen Osten zu fahren. Für die nächsten zwei Stunden ist das auch kein Problem, dann kommt die Müdigkeit. Draußen regnet es in Strömen. Gegen halb drei fahre ich eine der wenigen Rastplätze an und ich versuche ein Stündchen zu schlafen. Dann weiter. Ab vier Uhr nimmt der Verkehr zu und ich komme in die früheste Rushhour meines Lebens, rund um Brüssel in Belgien. Um fünf Uhr bleibe ich wieder stehen, da ich in Sekundenschlaf verfalle. Um sieben sind wir alle wach und wir fahren. Stephanie findet einen Campingplatz, der ab acht angeblich besetzt ist und offen hat. Wir hoffen einen billigen Caravan mieten zu können um uns erstmal eine Mütze Schlaf zu gönnen. Auf dem Platz ist nichts los und der Mensch an der Rezeption meint, wir hätten vorreservieren müssen… Das Festland scheint uns nicht wirklich willkommen zu heißen und nach ein paar Bissen in trockene Croissants fahren wir weiter bis ins Weserbergland, wo wir auf einem Bauernhof endlich eine B&B Unterkunft finden, die uns aufnimmt. Durchatmen, essen, duschen und schlafen. Die Kinder haben das kleine Abenteuer toll weg gesteckt, aber ich knirsche immer noch mit den Zähnen darüber, wie bescheuert sich Menschen verhalten. Das bin ich nicht mehr gewöhnt, aber ich muss feststellen, dass es durchaus normal ist und wünsche mich für einen Moment wieder in einen verlassenen Schlupfwinkel nach Sardinien oder nach Irland zurück. 

Wir sind unterwegs, quer durch die Republik bis zur Grenze nach Polen, wo wir Stephanies Papa besuchen wollen und den Rest des Oktobers verbringen, bis wir ab November wieder in unsere untervermietete Wohnung können. Die Straßen sind voll, Baustellen, Unfälle, Vollsperrung, Staus…Freitag der 13., bei Dunkelheit kommen wir erst an. Wenn ich dunkel sage, so meine ich richtig dunkel. Der geliebte Opa von Alfred und Olivia wohnt nämlich im Wald, weit weg von Straßen und ihren Laternen. Hier ist Bullerbü, bloß ohne Kinder. Ich wusste nicht wirklich, dass es so verlassene Ecken in Deutschland gibt. Hier sind wir nun also, suchen Pilze im Wald, heizen den Ofen ein und verbringen zum ersten Mal eine längere Zeit mit Papa/Opa und bereiten uns langsam auf die Rückkehr vor. Wir sind sehr gespannt auf die Zeit, die vor uns liegt, denn nach zwei Jahren Familienzeit, von der wir bis auf 5 Monate unterwegs waren und sehr erdnah lebten, ist ein Einstieg in ein normales Leben kaum mehr vorstellbar. Wir werden sehen!

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