Tommy Wild

Musician, Singer, Songwriter

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Im Süden nichts Neues

Die Wochen vergehen wie im Flug und ich bin nicht sehr motiviert zu fotografieren und zu berichten, obwohl viel geschieht. In den Medien wurden in Deutschland wohl viele Katatstrophenbilder von Italien gezeigt und ja, das Wetter war extrem, obwohl wir hier nichts Schlimmes mitbekommen haben. Hier draußen unter freiem Himmel geschieht einem nicht so viel bei Regen und Wind. Es regnet und die Pfützen werden groß, kleine Flüße entstehen und wir ziehen Gräben ums Zelt und alles fließt wieder ab. Fertig. Dann scheint wieder die Sonne und wir trocknen die nassen Sachen, räumen etwas auf und gut ist’s. In den Städten sieht das anders aus. Auch auf Sardinien gab es Überschwemmungen und angeblich sogar Todesfälle, aber in unsrer Bucht ist alles friedlich. Das Meer war zuweilen sehr aufgewühlt und hat den Strand überschwemmt. Im Nachklang ist viel Müll im Meer zu entdecken, aber alles beruhigt sich wieder. 

Als mein Musikerfreund Addi mich fragte, wann der beste Zeitpunkt ist mich zu besuchen, nannte ich ihm den Mai, da er letztes Jahr wundervoll war. Als er hier ankam, ging das schlechte Wetter los und es kam vieles anders als wir es uns vorgestellt hatten. Aber wir verbrachten dennoch eine gute Zeit miteinander, spielten abends zusammen am Lagerfeuer, machten Wanderungen und er lernte jede Menge gute Leute kennen. Er lebte sich in den zwei Wochen echt gut ein und bekam das Flair unseres Nomadenlebens mit. Ich glaube, es hat so einiges in ihm bewegt. Nun ist er wieder gen Norden gezogen und fängt jetzt einen neuen Job an.  

Für uns beginnt hingegen ein neues Level im freien Menschsein, nämlich die Konfrontation mit dem alten System. Kontakt mit der Schulbehörde, Abmelden vom Wohnsitz und Wegfall der Möglichkeit, die Kinder weiter mit mir in der Krankenversicherung zu haben. Das sind alles Dinge, die mir schwer im Magen liegen, aber es sind die Schritte, die einfach auf einen zukommen, wenn man wirklich aussteigt aus den staatlichen Strukturen. Ich falle dadurch manchmal ganz schön in ein Loch und nur das Hier und Jetzt und die Tatsache, dass wir mit diesen Problemen nicht alleine dastehen, holt mich wieder nach oben. Ebenso hält mich die kontinuierliche Arbeit an meinem Roman über Wasser. Er wird immer komplexer und ich tauche gerne hinein und lebe mit meinen Charakteren Seite für Seite eine Geschichte, wie sie das Leben schreiben kann. In meiner Vorstellung werden viele Menschen dieses Buch lesen und davon berührt sein. Damit hat es seinen Sinn schon verwirklicht. 

Heute Morgen saß ich als Aufsicht am Pool und ließ die Kinder ihrem Spiel nachgehen. Ich hatte meine Gitarre mitgenommen um etwas zu üben. Ich ließ mich von der Musik leiten und spielte, was mich rief. Zwei Liegen weiter, waren zwei junge Frauen, die ihrem Sonnenbad frönten. Eine von ihnen hatte ihr Bein komplett geschient und humpelte an mir vorbei zur Toilette und sagte: „Es war so wohltuend diese Musik zu hören. Das hat meine Seele genährt.“ Ich bedankte mich ganz erstaunt und dachte so bei mir, ‚Dieser Tag ist schon vollkommen alleine durch diese Begebenheit‘. So geschehen jeden Tag viele solcher Ereignisse, die ein harmonisches soziales Miteinander erwachsen lassen, welches allen stets zugute kommt. Wir erleben dauernd Win-Win-Situationen, die jedem etwas schenken. Wie sagte gestern mein Freund Daniel, als ich ihm etwas bezahlen wollte und er das Geld nicht wollte: „Das Gute im Leben ist immer umsonst.“ Dieser Satz taucht seitdem mehrfach in meinen Gedanken auf und ich merke, ich pflichte ihm absolut bei. Wenn wir uns dauernd gegenseitig beschenken, wird immer jemand beschenkt. Und wenn wir dies losgelöst von Erwartungs- und Verpflichtungsgedanken tun, sondern aus reiner Selbst- und Nächstenliebe, dann entsteht nirgends mehr ein Mangeldenken, Neid oder Missgunst. Und wenn doch, dann haben wir nicht frei geschenkt. 

Ein weiteres Zitat fliegt mir immer wieder durch den Äther zu. Meine Ex-Kollegin Maren hat es oft benutzt und auch hier kam es mir schon zu Ohren: „Am Ende wird alles gut! Und wenn es nicht gut ist, dann war es noch nicht das Ende.“ In diesem Sinne wünsche ich euch ein schönes Pfingstfest. Lasst euch von den geistigen Flammen, die vom Himmel regnen erfassen und durchdringen, denn sie tragen die Liebe Gottes in sich. 

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