Tommy Wild

Musician, Singer, Songwriter

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Sauna am Strand

Auf dem Weg zum Foddini-Strand halte ich an einer Bergkuppe mit Superausblick über den gesamten Küstenstreifen der Ogliastra und nutze die gute Verbindung hier oben, um endlich meinen Vater telefonisch zu erreichen. Denn unten in unserer Bucht haben wir keinen Kontakt. Wir telefonieren fast eine halbe Stunde und wie immer ist es schwer meinem Papa meine Wirklichkeit zu schildern. Doch ich freue mich seine Stimme zu hören und hoffe, dies noch lange genießen zu können. Auch wenn er sich schon längst weg aus dieser Welt wünscht.

Am Strand angekommen, bin ich der Erste und bin alleine am kilometerlangen, menschenleeren Strand. Ein kühler Wind bläst und ich frage mich, wie das wohl ist, hier eine mobile Sauna zu erleben. Dann taucht schon Felix auf und wir bauen das echt kleine russische Zelt mit Schornsteinauslass direkt auf den Sand, nahe den Wellen. Der Saunaofen wird installiert und wir sammeln ein paar Steine für den Aufguss obenauf. Mit trockenem Treibgut entzünden wir das Ding und jeder der nachkommenden Männer hat etwas Holz und Wasser mitgebracht. Draußen, im Windschatten des Zeltes, breiten wir ein paar Decken aus und legen darauf unser mitgebrachtes Picknick aus. Während wir uns mit selbstgemachten Broten und sonstigen Leckereien stärken, kommt plötzlich ein klappriger Fiat Panda auf den Strand gefahren, dreht eine Runde und verschwindet zwischen den nahe gelegenen Pinien. Kurz darauf kehrt er flott zurück. Im Schlepptau ein kleines Paddelboot, welches er geschwind durch den Sand zieht. Ein uriges und witziges Bild gibt das ab. Dann steigt er aus, löst das Abschleppseil und zieht das Boot mit flinken Handgriffen über einen Luftschlauch rollend zum Wasser runter. Während er ein paar Eimer und anderes Fischerequipment aus seinem alten Mobil holt, rufen wir ihm zu und laden ihn ein, zu uns in die Sauna zu kommen. Er meint, er müsse schnell das Abendessen holen, damit zu Hause was auf den Tisch kommt. Dann paddelt er mit kräftigen Zügen raus zu einer Boje, holt seinen Fang aus den Reusen und kommt schnell wieder an Land. Er sieht lustig aus mit seiner traditionellen Kopfbedeckung. Eine Art Turban, welcher ihn vor Wind und Kälte gut schützt. Dann hängt er sein Boot vorne am Fiat an und zieht es mit voll Karacho rückwärts über die Dünen und verstaut es wieder unter den Pinien. Ein Bild für die Götter. Danach brettert er über den staubigen Weg davon, nach Hause, Abendessen machen. Die ganze Szenerie dauerte nicht länger als 20 Minuten. Erfreut durch diese Begebenheit, legen die ersten fünf von uns ihre Klamotten ab und verschwinden im winzigen Zelt. Fünf Gartenstühle stehen eng beieinander da drin und es ist knackig warm. Mit jedem Aufguss wird es heißer. Es herrscht eine ausgelassene, lebensfrohe Stimmung. Wir singen, johlen und benehmen uns wie erwachsene Kinder, herrlich. Dann raus in den Wind und ab ins Meer, oh Mann, wie gut das tut. Die anderen haben neben dem Zelt noch ein kleines Feuer gemacht und so wechseln sich die Jungs beständig ab in die simple Schwitzhütte zu gehen und sich den reinigenden Schweiß aus den Poren zu locken. Wir zelebrieren das bis um Mitternacht und am Lagerfeuer werden viele Geschichte erzählt, von Reiseerlebnissen und wie sie die Zeit der Coronajahre in der Welt unterwegs so erlebt haben. Kaum einer war auf Dauer in seinem Heimatland zu dieser Zeit, sondern von Bali, Thailand, Schweden, Spanien, Portugal etc. überall on the road. Sie alle sind mit ihren Familien unterwegs. Ein ehemaliger Religionslehrer ist auch dabei und er zieht mit seiner Partnerin und sechs Kindern umher. Ich habe großen Respekt vor diesem Mut und dieser Initiative. Ich fühle mich geborgen und wohl. Zwei Männer werden an diesem Abend verabschiedet, die nun weiterziehen in bevorstehende Abenteuer. Und mir fällt wieder mal ein alter deutscher Liedtext ein: 

„Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt.              

Dem will er seine Wunder weisen, in Feld und Wald und Strom und Feld.

Die Trägen, die zu Hause liegen, erquicket nicht das Morgenrot.

Sie wissen nur vom Kinderwiegen und Sorgen, Last und Not ums Brot.

Die Bächlein von den Bergen springen, die Lerchen schwirren hoch vor Lust.

Was sollt’ ich nicht mit ihnen singen aus voller Kehl’ und frischer Brust?

Den lieben Gott lass ich nur walten, der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld

Und Erd’ und Himmel will erhalten, hat auch mein Sach’ aufs Best bestellt.“

In diesem Sinne ein Vivat auf diese schöne Welt!

Ach ja, eins noch, beim nächtlichen Baden im Wasser erlebte ich ein fast magisches Phänomen, dessen Ursprung ich noch nicht ergründet habe. Wie ich so vor mich ins Wasser blicke, sehe ich lauter kleine Lichtpunkte im Wasser. Wenn ich die Hände durchs Wasser ziehe, wirbeln sie auf und leuchten hell wie Sterne. Zuerst denke ich, die Sterne vom Firmament spiegeln sich, aber soviel waren wegen der Bewölkung gar nicht zu sehen und außerdem sieht man sie auch beim untertauchen im Wasser. Wie phosphoreszierender Plankton wirkt es. Die Erklärung muss ich mal im Netz nachforschen. Guts Nächtle.

Aha, jetzt weiß Ichs:

Meeresleuchten, eine Art der Biolumineszenz, entsteht durch eine Ansammlung von Mikroorganismen, welche durch eine Berührung aktiviert werden und dann aufleuchten.

Also leuchtet tatsächlich nicht das Meer, sondern die abertausenden Planktontierchen oder Algen. Darum kann diese Art der Biolumineszenz vor allem an Stränden in der Brandung beobachtet werden, aber auch auf dem Meer. Generell ist das Meeresleuchten überall möglich, allerdings benötigt es eine große Menge an Mikroorganismen an einem Ort, sowie optimale Wasserbedingungen.

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