Tommy Wild

Musician, Singer, Songwriter

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Der Süden ruft

Nach einer weiteren Nacht im Tiny House, in der ich das Feuer im Kanonenenöfchen nicht ausgehen lasse, genießen wir ein sonniges Frühstück mit unserer Gastfamilie im lichtdurchfluteten Wohn- und Esszimmer. Draußen glitzert der frostige Tau in der Wiese. Dann packen wir all unseren Kram zusammen und nach einem herzlichen Abschied, machen wir uns auf den Weg. Entlang des Neckars winden wir uns mit gemächlicher Geschwindigkeit durch das vom Wind durchflutete Flusstal. Zuerst in östlicher Richtung und dann geradewegs auf der A7  nach Süden, nähern wir uns irgendwann hinter Kempten den Bergen. Wir überqueren einige Flüsse, die Jagst, die Donau und sehen die ganze Zeit eine dunkle Wolkenwand vor uns, welche die Alpen einhüllt. An der österreichischen Grenze noch schnell eine Autobahnplakette kaufen und dann hinauf in die Wolken, die uns mit fallendem Schnee empfangen. Gut, dass ich die Winterreifen drauf gelassen habe, aber die Strasse bleibt frei. An der Zugspitze vorbei, über den Fernpass, kommen wir ins Inntal und biegen ab auf die Brennerautobahn, hinunter nach Südtirol, unserer nächsten Station. Der Berlingo zieht schnurrend mit seinem Dieselmotor unser blaues Hängerchen, welches liebevoll bepackt wie eine schmucke Schatzkiste hinter uns her zuckelt. Im Tal angekommen nehmen wir gleich die erste Abfahrt nach Vipiteno/Sterzing und finden mittlerweile schon auswendig den Weg nach Wiesen zu unserer befreundeten Gastfamilie. Erst im letzten Jahr kennengelernt, kehren wir wie alte Freunde bei ihnen ein und fühlen uns sofort wie zu Hause. Welch ein freudiges und berührendes Wiedersehen. Fünf Monate ist es her, als wir zuletzt bei ihnen auf dem Rückweg nach Deutschland Station machten. Fühlt sich an, als ob es letzte Woche gewesen ist.

Tolle Abende mit Gesprächen und Gitarrenklänge lassen das Gefühl von Gemeinschaft aufkommen. Es tut gut wieder Menschen um sich zu haben, die ähnlich ticken wie wir. Das habe ich den ganzen Winter vermisst. Gemeinsames Kochen und miteinander essen scheint so simpel und doch ist es etwas sehr besonderes. Wir versuchen für Gründonnerstag über Nacht eine Fähre zu buchen, doch ist kein Platz mehr frei. Wir haben völlig verpeilt, dass Ostern vor der Tür steht und viele Reisende sich auf den Weg machen. Erst für Karfreitag bekommen wir eine Kabine. Somit verlängert sich unser Aufenthalt und als ob es aus höherer Instanz geplant ist, brüten die Kinder und auch Stephanie eine Reisekrankheit aus, die sich dann am Freitag morgen nahezu in Luft auflöst. Ein weiterer Tag on the road startet mit einer kleinen Überraschung auf der Autobahn. Zu Hause hatte ich am Tag vor der Abfahrt noch meine Website-Adresse auf das Heck unseres Hängers gemalt. Beim Tanken parkt ein Leipziger Pärchen hinter unserem Vehikel und später überholen sie uns auf der Strecke. Sie drosseln die Geschwindigkeit neben uns und halten ihr Handy an die Beifahrerscheibe. Ich erkenne meine Homepage und die Daumen im Nachbarauto gehen hoch. Stolz lache ich ihnen zu und werfe ihnen eine Kusshand zu. 

Mit kleinen Pausen, die italienische Sprache im Ohr und auf der Zunge, tuckern wir langsam aus den Alpen heraus. Wir lassen den Gardasee hinter uns, überqueren den Po und schlängeln uns durch die Appeninen bis nach Pisa in der Toskana. Bislang fahren wir ohne Navi, das tut gut und ich habe die Landkarte sehr gut im Kopf. Kein Verfahren, kein lästiges Gequake von der elektronischen Robotertante und keine Internetstrahlung im Auto. Erst für Pisa schalten wir es ein, um im dichten Stadtverkehr die Orientierung zu behalten. Und prompt verfahren wir uns mit dem Ding. Es macht mich total konfus und beinahe fahre ich verkehrt herum in eine Einbahnstrasse. Ich komme mir vor wie ein blutiger Anfänger. Echt peinlich. Wir finden dann im Gewusel doch noch einen passenden Parkplatz mit unserem Anhänger und schlendern etwas durch die Innenstadt. Hunderte von Menschen strömen durch die Fussgängerzone und mir fällt sofort auf, dass die Hauptfarbe der Klamotten schwarz ist. Wir stechen mit unseren bunten Jacken und gelben Gummistiefeln total heraus und die modebewussten ItalienerInnen beäugen uns belustigt. In einem Geschäft mit T-Shirts zum Drucken durchstöbern wir die ganzen Druckvorlagen, die wirklich besonders und von lustig bis sarkastisch super Motive darstellen. Leider sind die T-Shirts nur in Schwarz und Weiß zu haben, was ich leider nicht mag, sonst hätte ich mir bestimmt ein paar drucken lassen. Regen setzt ein und ein Gewitter kündigt sich an. Wir gehen zügig zum Wagen und peilen den Fährhafen an. Mittlerweile regnet es Katzen und Hunde, wie die Engländer sagen, doch auf der Fähre erleben wir eine weitere Überraschung. Eine uns bekannte Familie, die wir in Sardinien treffen wollten, hat genau die Kabine neben uns. Zufall? 

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