Tommy Wild

Musician, Singer, Songwriter

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Tabularasa

Tabularasa-, ohne Rücksicht auf Verluste Ordnung und neue Voraussetzungen schaffen. So übersetzt sich dieser lateinische Ausspruch mehr oder weniger. Ja, kommt hin, da bin ich dabei. Wo es hinführen wird, keine Ahnung. Ist aber auch nicht so wichtig. Wichtig ist das Jetzt und was es mit meinem Erleben so macht. Ich stelle fest, je mehr ich mich aus alten Verstrickungen löse, Lasten ablege und entsorge, umso freier und mutiger fühle ich mich. Scheint nicht verwunderlich, es aber wirklich zu tun, fordert sehr heraus und bringt jede Menge Anstrengung mit sich. Doch bestätige ich mir immer wieder: Es lohnt sich! Das Lebensgefühl wird besser und neue Prioritäten zu setzen wird leichter. 

So vergehen die Wochen und die Vorbereitungen für den erneuten Absprung werden detailreicher, klarer und jeder Schritt ist ein Schritt hin zu mehr ‚Selbstermächtigung’. Ein Wort, welches mir im vergangenen Jahr des Öfteren begegnete, mit dem ich aber nie viel anfangen konnte. Nun wird es zunehmend greifbarer und bedeutet für mich, mein Leben noch mehr selbst in die Hand zu nehmen und weniger dem Schicksal oder komplementär, den vorgefertigten Bahnen der Gesellschaft zu überlassen. Am schönsten erlebe ich es bezüglich meiner Vitalität. Mein naturnahes und bewegungsreiches Leben auf Sardinien hat mich verjüngt, nicht nur im Erleben, sondern auch im Aussehen. Der Winter in Deutschland hat mich zusehends wieder Altern lassen. Bis ich meine Frustration und Stagnation überwunden hatte und ins Tun kam, ohne wenn und aber. Die zurückgekehrten Rückenschmerzen verabschiedeten sich erneut und meine innere und äußere Haltung wirkt gestärkt und aufrecht. Meine Inspiration lebt auf und mein Bewusstsein haftet weniger an Sorgen und Mangeldenken. Das fühlt sich gut an und es wird deutlich: Jede Minute aktiv und bewusst gestaltetes Leben, verwandelt das Dasein in ein erfüllt wahrgenommenes Sein. Ich projiziere weniger in die Zukunft, sondern bin gegenwärtig. Ich plane nicht, sehne nicht, hoffe nicht, wünsche nicht, sondern ich bin. Es gibt nichts besseres zu erreichen aus meiner momentanen Betrachtung. 

Der negative Beigeschmack, der dabei entsteht, ist die scheinbar entstehende Trennung zu Sicherheit schenkendem Altbewährten. Seien das Gewohnheitsmuster, die, plötzlich entlarvt, nichtig werden, ohne die aber das soziale Miteinander in alten Strukturen zu einer leeren Hülle wird. Das fordert den Schritt zu kompromissloser  Herzöffnung und dem Weglassen von oberflächlichem Geplänkel. Das fällt mir schwer und tut weh, aber ich spüre, ich kann und will nicht mehr zurück in die alten Muster. Ich weiß, dass es mit dem Auftauchen von dieser Virusgeschichte vielen Menschen so erging und wir in einen gemeinsamen Lernprozess eingetreten sind, das Wahre und Gute von Schein und Trug zu unterscheiden und vorher Ausgeblendetes unter die Lupe zu nehmen und zu hinterfragen. Selbstermächtigung heißt für mich zusätzlich mehr ins Innere zu schauen, quasi ‚sich aus dem Selbst heraus zu ermächtigen‘, anstatt im Außen nach Orientierung zu suchen. Dabei stelle ich fest, wie sehr wir doch den Schafen gleichen, die gerne dem Leithammel, dem Hund oder dem Schäfer folgen. Viele behaupten, dass wir eben so geschaffen seien und Führungspersönlichkeiten benötigen. Mag sein. Ich spüre jedenfalls, dass ich den wahren Kompass in mir drin finde und auch die Quelle für ein gesundes Dasein aus mir selbst heraus entsteht. Je mehr ich mich physisch, geistig und emotional innerlich kennen und verstehen lerne, komme ich sogar zur simplen Schlussfolgerung, dass der wahre Quell des Lebens ausschließlich in uns selbst verborgen liegt. 

Und wenn ich solche Worte dann von mir selbst geschrieben sehe, dann denke ich, das steht doch in jedem Buch vom Dalai Lama und sonstigen Weisheitslehrern auch drin, brauchst du nicht wieder zu käuen. Aber das Schöne ist, sie entstammen aus meiner ganz individuellen Erfahrung und das ist der eigentliche Schatz, den jede/r auf seine ureigenste Art zu heben vermag.

Ich spüre, höre und verstehe jedenfalls mehr meine innere Stimme und den Ruf des Lebens nach sich selbst und das Abenteuer ihm zu folgen, hört nicht auf. Insofern setzen wir die Segel und nehmen Kurs auf, zu neuen Horizonten. 

Am 01. April geht es los, bzw. weiter, denn das Reisegefühl hat nie aufgehört, war im Winter nur etwas eingerostet. 

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