Tommy Wild

Musician, Singer, Songwriter

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Wendezeit

Vorerst möchte ich euch einladen die neue Galerie Video auf meiner WebSite zu besuchen. Dort findet ihr nun das schon lang angekündigte Interview mit Nina, die auch bei Instagram unter young.wise.happy zu finden ist. Des Weiteren gibt es ein paar Musikvideos von meinen Songs zu sehen. Viel Spaß!

un weida gehd’s…

Am Tag unserer Weiterreise schreiben wir den 11.Mai 2022. Nun sind wir schon die 7. Woche unterwegs, aber irgendwas ist noch nicht stimmig. Alfred freut sich wieder auf das Zelt und das naturnahe Leben und Spielen unter freiem Himmel. Geht mir genauso. Vor allem suche ich aber nach einem Platz an dem wir unbeschwert länger sein können, das Meer vor der Nase haben, Freunde finden, wir unseren schöpferischen Ideen in Ruhe nachgehen können und, und, und.

Von Pula schlängeln wir uns häppchenweise vom Süden zur Westküste vor, suchen Plätze und stehen dauernd vor verschlossenen Toren. Zu Mittag gesellen wir uns für ein Picknick und eine Abkühlung am Capo Carbonara an einen Bilderbuchstrand. Weißer Sand, türkisgrün leuchtendes, seichtes Wasser, kleine Marina dabei, Appartementhotels, Campingplatz (geschlossen) und ein paar Pauschaltouristen aus England, Italien, Russland und Frankreich. Hier halten wir es kaum aus, so komisch ist die Atmosphäre. Die einen bräunen ihren Luxuskörper und stellen ihn zur Schau, andere gaffen, die Mama mit ihrem Baby auf dem Arm wird in allen Varianten zum Fotomodell des Mannes, der ansonsten nur mit seinem Hund rumbrüllt…und reichen tut es uns, als eine telefonierende, etwas altgewordene Diva, als Seejungfrau auf einem Felsen posierend von unseren spielenden Kindern ein paar Wasserspritzer abbekommt. Alfred erschreckt sich vor ihrer meckernden Stimme in fremder Sprache dermaßen, dass er heulend davon läuft. Hier ist kein Platz für freie Menschen, hier sind Zoospiele angesagt.

Wir zuckeln die Costa Rei entlang und finden nur solche Urlaubsdomizile, die noch halbverwaist im Winterschlaf liegen und auf die Touristenwelle warten. Ja, es ist schön hier, aber nichts für uns. Wir sind zwar auch Reisende, aber keine 2-Wochenurlauber, die diesen Rummel lieben und ihm frönen. 

Der Tag schreitet voran und wieder kommt die Frage auf: „Wo bleiben wir denn heute Nacht?“. Der Wetterumschwung nach den Regentagen bringt viel Sonne und höhere Temperaturen mit. Nach zwei weiteren fehlgeschlagenen Versuchen hier an dem Küstenabschnitt etwas zu finden, fällen wir eine Entscheidung: Coccorrocci.

Dahinter verbirgt sich ein Ort, an dem sich seit einem Jahr Menschen aus Südtirol, Österreich und Deutschland und anderen Nationen treffen, um das Experiment zu leben in den eigenen Ursprung, „in-die-Gene“ zu kommen. Bei unserem letztjährigen Aufenthalt hat uns der „Zufall“ mit einem der Initiatoren zusammen kommen lassen. Damals klang mir seine Vision, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen wirklich in stimmigem Einklang mit der Schöpfung leben lernen, als sehr abgefahren und anhand der weltgesellschaftlichen Lage kaum machbar. Es geht ihm nicht darum eine x-beliebige neue Gemeinschaft zu bilden, sondern einen gereinigten Lebensraum anzulegen, an dem die systematische Selbst- und Umweltvergiftung ein Ende finden darf und zwar durch klares, bewusstes und selbstverantwortliches Sein, aus tiefster innerer Quelle heraus. Keine Methode, kein neues System, keinen neuen Guru, sondern jede/r aus der All-Ein-schaft heraus. 

Das Navi sagt eineinhalb Stunden, was mit Hänger 2 Std. bedeutet. Wir legen die Ohren an und los geht’s.

Die SS125 ist eine der Hauptstrassen dieser Insel. Den Abschnitt, welchen wir gerade fahren ähnelt einer deutschen Kraftfahrstrasse und ich kann mich etwas zurücklehnen und das Raumschiff fliegen lassen. Olivia, Alfred und Stephanie sind eingeschlummert. 

Meine Gedanken schwirren in den Frühling des Jahres 1984. Das Ende meiner Zivildienstzeit, ich war 19 Jahre alt. Ich hatte meinen Urlaub aufgespart, die Endauszahlung des Solds in ein Interrail-Ticket investiert und wollte in den Süden. So ruckelte ich in der damaligen Deutschen Bundesbahn vorerst nach Paris, von dort an die Cote d’Azure und dann nach Spanien. Mir ging es ähnlich wie jetzt, überall war noch alles zu und es war kalt. Im Süden Spaniens wurde es mir allerdings zu heiß und ich kam mit der Sprache nicht zurecht. Also zurück nach Frankreich bis in die Bretagne, wovon ich viel tolles gehört hatte. Dort erwartete mich aber richtig schlechtes Wetter mit Sturm und Schneeregen. Die Jugendherbergen waren schlecht in dieser Zeit. Ich fand keinen Anschluss, da ich der einzige Gast war. Draußen tobte es, dass man keinen Hund vor die Haustür jagen wollte. So las ich das Buch über die Findhorn-Gemeinschaft in Schottland zu Ende, welches ich mir vorher besorgt hatte. Die Geschichte zog mich dermaßen in Bann, dass in mir die Idee wuchs, jetzt gleich dorthin zu wollen. Mein Ticket war vier Wochen gültig und ich hatte erst 10 Tage hinter mir. Ich schaute auf die Uhr, es war früher Abend… Mein Rucksack war schnell gepackt, zum Bahnhof ein paar Minuten zu laufen, ein Zug nach Paris stand „zufällig“ gerade bereit, einsteigen und auf nach Schottland. Ein abenteuerlicher Reiseabschnitt begann, den ich mal an anderer Stelle beschreiben werde, doch am Nachmittag des übernächsten Tages war ich in Findhorn und tauchte ein in eine Weltsicht, die mir bisher nur in Büchern begegnet war. Hier begegneten mir zum ersten Mal Menschen, die von bedingungsloser Liebe sprachen und sie lebten, die mit anderen Bewusstseinsformen kommunizierten und bei allem, was sie taten in ein „Tune in“ gingen, eine Einstimmung mit dem, was gerade ist. Bei diesem ersten Besuch in Findhorn brach ein Same in mir auf, der im Laufe meines Lebens beständig wachsen durfte. Es ist die Pflanze meines eigenen, inneren Wesens, welches sich zum Licht streckt und tief in Mutter Erde wurzelt. 

Ein krasser Schlag weckte mich aus meinen Erinnerungen. Selbst auf dieser gut ausgebauten Strasse finden sich immer wieder mal Schlaglöcher. Dies hier hatte die Größe eines kleinen Bistrotisches und ich rammelte genau hinein und drüber. Auf diese Weise haben wir uns in den letzten Wochen die Hälfte unseres mitgenommenen Porzellans zerdeppert, trotz Polsterungen. Wenn der Hänger hüpft und aufdotzt, schepperts. Mal gespannt was dieses Mal dran glauben musste.

Die nächste Abfahrt muss ich runter. Es war nur der Weckruf sie nicht zu verpassen : ) 

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