Tommy Wild

Musician, Singer, Songwriter

From the blog

Es wird heiß

Heute steigen die Temperaturen auf satte 29°C . Wir bewegen uns weg vom Meer und kurven im wahrsten Sinne des Wortes in bergige Landschaft. Hier begegnen einem in der Regel zwei Arten von Straßen (bei genauerer Betrachtung gibt es zwar noch viel mehr Unterschiede, aber): Entweder schnurstracks geradeaus, oder Serpentinen. Letztere sind unverkennbar in der Überzahl. Beide haben nach einer Weile die selbe Wirkung: Man ermüdet. So schlängeln wir uns durch eine üppig blühende Berglandschaft (Haaaaatschieeee), die zwar eine Augenweide ist, aber meine Nase reizt. Hier gibt es megaschöne Blüten zu sehen und der wild wachsende Fenchel hat es mir echt angetan. Zuhause züchten wir ihn im Garten und freuen uns wenns gelingt und hier wächst er als üppiges Unkraut im letzten Müll, im Straßengraben, am Strand, einfach überall. Genauso Borretsch und Rosmarin…und das duftet.

Im Inland gibt es einige Stauseen als große Wasserreservoirs, einer davon ist Lago Omedo, an dessen Ufer wir in der Mittagshitze mit Hilfe unseres Sonnenschirms ein schattiges Plätzchen kreieren und die Campingküche aktivieren. Für solche Situationen gibt es „latürnich“ Nudeln mit Soße oder Pesto, obwohl ich heute das noch verbliebene Gemüse schmackhaft in der gußeisernen Pfanne zubereite, die wir extra noch vor Reisebeginn erstanden haben. Während des Brutzeln mischt sich ein anderes brutzelndes, knacksendes Geräusch mit unter und wir schauen uns um. Klingt wie beim frisch angezündeten Hutzelfeuer in der Rhön. Und wahrlich, auf der anderen Seeseite bratzelt ein riesiges Feuer los, schwarze Rauchwolken und 10m hohe Flammen schießen empor. Uiuiui, hier oben steht im Moment Gott sei dank die Luft und alles steigt kerzengerade nach oben, aber was um Himmels Willen brennt da? Selbst mit dem Fernglas ist es nicht genau auszumachen. Während ich mich weiter meinen Kochkünsten widme blicke ich immer wieder mal rüber. Scheinbar ist es ein beabsichtigtes, kontrolliertes Feuer, sonst wär im Dorf nebenan schon längst Bewegung entstanden, aber wir sind tief beeindruckt und nach dem Essen züngelt es mit hellerem Rauch munter weiter.

Nun nehmen wir die wirklich kleinen Bergdörfchen mit in unsere Route und es ist nichts touristisches mehr wahrzunehmen hier oben. Sehr einfaches Landleben mit wenig Infrastruktur. Ärmliche Häuser, vieles sieht verlassen aus. Alte Menschen auf Bänken versammelt staunen über unser kleines Gefährt. Die Aussichten über das Land sind immer wieder gigantisch von hier oben, obwohl wir uns nur in einer Höhe von ca 400-500m überm Meeresspiegel bewegen. Auf dieser Rundtour entdecken wir nichts wo wir bleiben können und rollen wieder abwärts in ein Örtchen namens Fordongianus, am unteren Ende des Stausees. Besonderheit sind die heißen Quellen, welche hier einfach so aus dem Boden sprudeln. Beim überqueren der Brücke ins Städtchen entdecke ich unterhalb einige Wohmos am Fluss. Wir gesellen uns dazu und kommen mit einem Globetrotter vom Bodensee ins Gespräch. Er steht seit vier Tagen hier mit seinem umgebauten LKW. Ein seltenes Gerät mit dem er schon bis nach Namibia, Oman und sonstige exotische Länder unterwegs war. Neben dem eigentlichen Schotterplatz ist ein Streifen Wiese und ich schlage unser Lager auf, während Stephanie und die Kinder einen Lebensmittelladen suchen. 

Bei ihrer Rückkehr sprudeln die Kinder gleich los, dass sie BonBons geschenkt bekommen haben. Zuerst hatten sie eine süße Begegnung mit einem alten Mann, der sie bis zum Laden geleitete, dann mit einer Frau, die ihnen Süßigkeiten kaufte…immer wieder, die blonden Engel verzaubern die Menschen hier. Wir essen auf dem Boden und richten uns nach einem Spaziergang zu den thermischen Quellen zur Nacht. 

Ein dröhnendes Aggregat weckt uns in aller Frühe. Es ist der Stadtgärtner, der die frisch gepflanzten Bäume wässert. Kurz vor acht sind wir da, wo das heiße Wasser in den Fluss geleitet wird und die Menschen sich im Flussbett aus den Steinen mehrere Pools gelegt haben. Mit fast 60°C kommt es hervor und man muss es mit dem Flusswasser gut mischen um die gewünschte Temperatur zu haben. Dann aalen wir uns im morgendlichen Bad, wie die alten Römer, die hier an den Ruinen nebenan erkennbar, eine für damalige Verhältnisse sehr moderne Therme errichtet hatten. Unser Mitcamper vom Bodensee, ein pensionierter Physiotherapeut (67 J.), erzählt uns aufregende Reiseabenteuer, die verdammt spannend waren. U.a. wurde er von einem Leoparden zerfleischt, was auch weltweit in den Medien war…eine echt krasse Story aus der er wundersamer Weise und mit Hilfe von vielen Schutzengeln lebend heraus gekommen ist. 

Um neun Uhr wurde die Poolsituation dann schlagartig beendet, da der Staudamm vom Lago die Schleusen weiter oben öffnete und der Fluß geflutet wurde. Nach ein paar Minuten war von den steinigen Becken nichts mehr zu sehen und der Fluß stieg stark strömend an.

Ein Bad der ganz besonderen Art, sowas erlebt man nicht ein zweites Mal. Es sei denn man fährt nach Island, Japan oder Neuseeland. In letzterem hatte ich auch schon das Vergnügen bei Vollmond am Hotwaterbeach zu plantschen.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *