Tommy Wild

Musician, Singer, Songwriter

From the blog

Von Windhexen und wilde Wutze

Begegnung mit der Windhexe

Wie es sich anfühlt mit heftigen Entladungen des Luftelements konfrontiert zu werden, damit habe ich schon so meine Erfahrungen. Ein Hurricane in Kanada und ein Dustdevil (Minitornado) in Arizona, der uns mit dem Wohnmobil sehr spektakulär von der Straße wehte. Ebenso hat uns hier auf Sardinien im letzten Jahr ein Blitzgewitter mit verheerendem Hagel und sturzflutartigem Regen überrascht. Von jetzt auf gleich verwandelte sich das Wetter in ein peitschendes Monster, welches ohne Gnade auf uns einschlug. Nach 5 Minuten war alles vorbei und die Sonne schien, als wäre nichts gewesen. 

Bei unserem Zeltaufbau vor ein paar Tagen, es schien ebenfalls die Sonne und der Himmel war strahlend blau und wolkenlos, wehte der Wind etwas vom Meer her, normal eigentlich. Wir hatten gerade die Plane ausgebreitet, der schwere Mittelpfosten lag schon in den Eingang gesteckt, und wir berieten noch wo der Ausgang nun sein sollte, da blies es etwas kräftiger. Ich saß gerade auf dem ausgebreiteten Zelt und die Kinder wuselten herum und Stephanie stand am Rand. Innerhalb von zwei, drei Sekunden traf uns plötzlich ein Windstoß von solcher Härte, Dreck flog, vom Boden aufgewirbelt mit Wucht, weh tuend, es krachte, die Plane wurde hoch geschleudert (ca. 15 kg), wickelte sich um mich und katapultierte mich einen Meter nach hinten. Alfred hatte es auch kurz erfasst, Stephanie hatte Olivia noch schnell hochnehmen und schützen können. Kurz zuvor hatten wir gegessen und alles stand noch so rum, die Autotüren waren offen…es sah komplett verwüstet aus. Beim Wohnmobil nebenan hatte es die Markise zerlegt. Der Platzwart stand sofort auf der Matte und fragte nach den Kindern, „tutti va bene“ gab ich zur Antwort. Wir waren alle mit einem Schrecken davon gekommen. Olivia weinte zwar, beruhigte sich aber schnell wieder. Alfred war von diesem Abenteuer ganz gekickt und erzählte, wie er es erlebt hatte. Meine Haare, von Wind und Meer eh ganz buschig, hing nun voller Dreck und es war mühsam das Gestrüpp wieder heraus zu ziehen. Unseren teuren Wasserfilter hat es einen Knacks gekostet, den ich aber mit Panzerband fixieren konnte, so dass er noch benutzbar ist. Das Zelt blieb abgesehen vom Dreck unversehrt.

So schnell wie es gekommen war, war es wieder weg. Diese paar Sekunden waren in unserem Fall ein dolles Abenteuer und wir haben etwas zu erzählen, aber sie können auch schlimmeres auslösen. Danke, dass niemand zu Schaden kam.

Obelix’ Vermächtnis

Die Nacht zuvor erwachte ich irgendwann durch seltsame Geräusche auf dem Platz. Bei genauem Hinhören erkannte ich Getrappel von kurzen, flinken Beinchen und dann, unverkennbar, kurze, dicht aufeinander folgende Grunzlaute. Da waren sie also. Oft hatte ich schon ihre Rüsselspuren auf Nahrungssuche am Wegesrand entdeckt, hatte die niedrigen Pfade im Gestrüpp gesehen, aber noch nie war ich auf Sardinien einer wilden Sau begegnet. Amüsiert und freudig lauschte ich noch ein Weilchen und schlief wieder ein.

Heute Nacht erwache ich schlagartig. Vor dem Zelt scheppert und, ja, grunzt es! Mit einem Satz fahre ich vom Schlaflager hoch. Blitzartig habe ich das Bild unserer Kühltasche und der Essensbox vor Augen, die heute ausnahmsweise noch draußen stehen. Sonst verschließe ich sie immer in die BlueBox, da es wilde Katzen und Hunde, Mäuse und andere Nager gibt, die gerne etwas ab bekämen von unseren Vorräten. Ich „reiße“ die Reißverschlüsse auf, stecke den Kopf aus dem Zelt und sehe sie gerade noch davon trippeln, die Sau. Draußen schnappe ich schnell die Tasche und die Kiste und stelle sie oben auf den Anhänger drauf, dann beobachte ich sie noch. Sie ist allein, schnell unterwegs, scheint aufgeregt zu sein. Kein Wunder, der Platz ist hell erleuchtet, sie ist auf menschlichem Terrain, spätestens seit Obelix der Urfeind schlechthin. Ihre Rüsselnase schnuppert in die Luft, mal hierhin, mal dahin, sie rennt im Zickzack umher und verschwindet dann aus meinem Sichtfeld. Die sardischen Nachbarn hatten heute viele Fische gefangen und gegrillt, vielleicht gab es da noch Reste irgendwo, keine Ahnung auf was die Wutz so steht. Mit dem Reißverschluss unserer Kühltasche war sie zumindest überfordert gewesen. Zwar hatte sie ihre dreckige Nase kräftig hinein gestoßen und dementsprechende Spuren hinterlassen, aber der Pecchorino-Käse blieb unangetastet unser! 

Männerspiele

Wiedermal Aufbruch, Standortwechsel, Lager abbauen. Die Kids vergnügen sich im Spiel mit einer benachbarten Wohnmobilistin. Sie kitzeln ihr die Füße im Liegestuhl, schenken ihr Pixibücher und selbstgebastelte Dolche aus Bambus… Es sind sehr viele deutsche Rentnerpaare unterwegs, die ihre Enkel vermissen: Alfred und Olivia kommen gut an.

In der Nachbarbucht choppert ein Kampfhubschrauber, fliegt mal hoch, runter, raus aufs Meer, wieder rein, steht in der Luft etc. Dann kommt er rüber zu uns, kreist, wir beobachten ihn durchs Fernglas. Die Schiebetür offen, hängen die Soldaten halb draußen, deuten hierhin und dorthin, dann gehen sie runter. Ohrenbetäubendes Getöse, keine 100m von uns im Gestrüpp, zwei Jungs springen aus der schwebenden Kiste ins Dickicht und verschwinden im Off. Der Chopper steigt wieder auf und düst in spektakulärem Flug den Berghang hoch und macht im felsigen Gipfelland ein ähnliches Manöver, kommt wieder zurück und dann zelebrieren sie eine „Rettung“ eines Helden und üben ihn an der Seilwinde in der Liege nach oben zu holen und kaum richtig im Gerät fliegen sie noch mit offenen Türen davon, als wären die Russen hinter ihnen her (äh, vielleicht waren es die Russen selbst, hmm?).

In all dem Lärm und der Aufregung (sowas sieht man nicht alle Tage) versuchen wir unser Gedöns gepackt zu bekommen. Wenn wir unser Schlaflager verstauen, da sieht es aus, als ob ein Indianerdorf rüstet um in den nächsten Jagdgrund umzusiedeln. Schließlich machen wir nicht Minimalcamping für zwei Wochen, sondern haben so manche Extras. Von wegen Schlafsack und Isomatte und das war’s, nö, da gibt es noch Schafsfelle und Teppiche, damit es im Zelt auch echt wohnlich ist, Speisekammer und Küche, Spielecke, Musikkram, Tische , Stühle, Strandleben (Sonnenschirm, Schnorchelausrüstung, pi pa po) und, und, und. Mit Muse sollte man das Chaos mal im Zeitraffer filmen und wie dann letztendlich alles in unseren kleinen Hänger und den Berlingo passt. Das wäre bestimmt spaßig an zu  schauen. Auf jeden Fall brauchen wir etwas länger als die WohMo-Fahrer, soviel ist klar. Doch wenn wir gut dran sind, dann schaffen wir es zwischen 10 und 11 Uhr loszukommen. Heute, mit den Hubschrauber-Männerspielchen zur Ablenkung, wurde es High Noon bevor unser blauer Sixwheeler auf die Piste kam.

1 comment

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *