Tommy Wild

Musician, Singer, Songwriter

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In Schwingung bleiben

Tag 31-33

Wir bauen zügig ab, fahren los, zweigen aber spontan am ersten Kreisel dem Schild EZZI NADDU folgend ab. Dahinter verbirgt sich angeblich einer der schönsten Strände hier im Nordwesten. Und wahrlich, wir können sogar mit dem Auto direkt ans Wasser fahren. Weißer Sand und karibisch klares Wasser. Wir freuen uns und genießen den ganzen Vormittag hier.

Alghero wurde uns empfohlen. Eine schöne kleine Altstadt im mittelalterlichem Flair. Kanonen und große Steinkatapulte an den Wehrplätzen zum Meer hin. Die übliche italienische Gastronomie, Schmuck- und Modeläden und natürlich Eisdielen, die hier wirklich unschlagbar sind. Selbst die italienischen in Deutschland haben lange nicht so sündhaft leckeres Eis wie hier. Das ist wahrlich besonders und liebenswert, vor allem für die Kids. Wenn’s Eis gibt, dann bleibt die Welt für sie stehen und es wird geschlemmt, als gäbe es kein morgen mehr. 

Aber die Erde dreht sich trotzdem, auch wenn wir nichts mitbekommen von der Welt. Wir halten uns fern von den Medien mit ihren triggernden Nachrichten. Wichtig ist, was jetzt ist. Wie fühlt es sich an dieses JETZT, in mir und in dem, was ich wahrnehme? Was löst es aus und wie empfinde ich dies? Ist es eine gute Schwingung, oder klingt es disharmonisch? Was steht wirklich an, jetzt zu tun und was braucht es um in diesem HIER, diesem Moment, harmonisch zu schwingen? Und je nachdem ins notwendige Handeln kommen. That’s all. 

Menschen auf unserem Weg zum Beispiel sind wichtiger und interessanter als das, was in der Welt vorgeht. Da ist die Leiterin einer Intensivstation eines Hospitals, die zusammen mit ihrem Freund, Jurist, zum zweitenmal in ihrem Leben 4 Wochen Urlaub macht. Stets beruflich und berufspolitisch engagiert, Überstunden ohne Ende und wenn, dann nur mal zwei Wochen am Stück frei machen. Beide sind Mitte Fünfzig (jünger als ich) und ich denke, wie gut, dass ich das anders gemacht habe. Aber es ist ihr Weg und sie wirken nicht unglücklich, überhaupt nicht, ich mag sie und wir halten gerne ein kleines Schwätzchen zwischen Zelt und Wohnmobil. Sie unterstützen uns, indem sie Stephanie ein ganzes Set von ihren Kunstpostkarten abkaufen und uns mitgebrachtes Sauerteig-Roggenbrot aus Deutschland schenken, selbst gebacken wohlgemerkt. Ich bekomme Tipps für den eigenen Sauerteig und ich bin dankbar, denn obwohl ich bislang nicht wirklich Freund geworden bin mit der Sauerteigkultur, so begegnet sie mir doch immer häufiger und ich bin sicher, es wird bald gelingen.

So gibt es fast täglich Begegnungen, die anders sind als Alltagsbegegnungen, da sie außerhalb eines schematisierten Alltags in systemischer Ordnung und einem oft monotonen Rahmen stattfinden. Dadurch treten sie besonders in unser Bewusstsein und helfen uns bewusster im Moment zu sein. Wirklich hilfreich um die eigene und allgemeine Schwingungsresonanz zu erhöhen. Der Output hiervon ist ganz einfach das, was ich den FeelGood-Faktor nenne. Wenn ich mich gut fühle mit dem was ist, dann ist die Welt in Ordnung, dann bin ich im ALOHA-Modus und der kann auch im größten Schlamassel aktiviert sein. (ALOHA = hawaiianisches Grundprinzip des „in Liebe sein mit…“) 

Der Stadtstrand von Alghero ist nicht sonderlich reizvoll. Zwar liegt die Bucht malerisch, aber es gibt angeschwemmte Algen und Seegras ohne Ende. Traktoren fahren mit riesigen Schaufeln über den Strand und bergen diese Kompostmassen, vermischt mit jeder Menge Zivilisationsmüll, zu Haufen auf. Nicht irgendwo anders, sondern direkt am Strand. Dazwischen legen sich die Menschen zum sonnen und spazieren darin herum, als wäre es nicht da. Ich finde es stinkt , ist eklig und verstehe nicht, wie man hier ins Wasser gehen kann und was daran attraktiv und erholsam sein soll. Nun ja, jedem das seine… so stänkere ich innerlich rum und merke: die Schwingung sinkt. Was kann ich aktiv tun um mein Gefühl zu heben?

Sardinien hat super tolle Strände, gutes Wasser (noch) und eine schöne Natur. Mit ihr sollte man es sich gut halten, damit es so bleibt. Es ist aber wie überall, das Bewusstsein fehlt und zu viele Menschen handeln unbedacht. Ich freue mich über alle, die es anders machen. Alfred möchte schon zum Müllsammler werden, damit kein Plastik ins Meer gelangt und den Strand wie eine Müllhalde aussehen lässt, (obwohl er es natürlich als abenteuerlich erlebt, was da alles zu finden ist). 

Nicht einfach, im guten Gefühl zu bleiben. Es ist permanente Bewusstseinsarbeit und aktives Tun. Ich bin so pessimistisch von Haus aus, dass ich mir an alten Glaubenssätzen echt die Zähne ausbeiße. Und dennoch, ALOHA wirkt, wenn ich es anwende.

Wir verweilen nun seit 3 Tagen an diesem Riesencampingplatz namens Laguna Blu (hier hat nichts anderes auf), obwohl es echt nicht unser Ding ist. Aber die Kinder haben Anschluss  an die junge Nachbarsfamilie aus dem Ruhrpott, es gibt viel Platz, vor allem einen Spielplatz und es tut gut nicht nur unterwegs zu sein. Zwar ist es gerade angesagt die Insel zu erkunden, vielleicht auch zu umrunden, da es im Sommer dann richtig heiß und voll wird, aber wir haben ja keinen Zeitdruck und es ist anstrengend jeden zweiten Tag alles ab- bzw auf zu bauen und dazwischen zu fahren und zu recherchieren wo es denn hingehen soll. Das kann toll sein, aber momentan sehnen wir uns eher nach etwas Entspannung, die schwer zu erlangen ist außer beim schlafen. Morgen ist ein neuer Reisetag und wir sind gespannt auf den Steilküstenabschnitt nach Bosa runter.

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