Tommy Wild

Musician, Singer, Songwriter

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Frohe Ostern

Tag 21

Ruhe kehrt ein nach der Feier. Gottseidank ein Schönwettertag. Unsere Gastfamilie hat dennoch Termine und viel zu tun. Wir sind auf uns gestellt. Betreuen vormittags zwar noch zwei Kinder mit, aber alles läuft leicht. Nachmittags wage ich eine kleine Autofahrt zum Strand mit den Kindern. Olivia ist glücklich in so einem riesigen Sandkasten. Das Wasser interessiert sie kaum, zu kalt. Alfred will unbedingt sein neues Wellenboard mitnehmen. Er stellt sich drauf und ich ziehe ihn im seichten Wasser. Er übt sich im Gleichgewicht halten, was ziemlich schwer ist, denn dafür ist das Teil ja gar nicht gedacht. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg…bis der große Plumps kommt und er im kalten Nass landet. Die Sonne trocknet die Sachen schnell und wir erkunden die Felsen und klettern zur nächsten Bucht.

Elternzeit sollte eigentlich Kinderzeit heißen. Es klingt nämlich so, als ob Eltern mehr Zeit hätten. Das stimmt so ja gar nicht, im Gegenteil, ich habe eigentlich weniger Zeit „für mich“. Das ist nix Neues, ich wusste was mich erwartet, aber ich weiß nicht wie die Auffassungen da draußen so sind. Gerade wenn man unterwegs ist, und das Zuhause nicht als feste Basis da ist, braucht es mehr Zuwendung. Das Tolle daran ist, wirklich mit seinen Kindern „sein“ zu müssen und die Beziehung zu ihnen als ein stärkendes Etwas auf beiden Seiten zu erleben. Ihr wahres Zuhause sind dann wir Eltern und das muss so stark sein, dass es auch den ungemütlichen Seiten des Reisens standhält. 

Olivias Heimweh ist übrigens noch nicht wieder aufgetaucht und ihr schwächeln und husten hat sich diese Woche ebenfalls fast komplett verabschiedet. 

Tag 22

Ostersonntag und der kalte Wind ist wieder da. In der Bucht rauscht die Brandung und man kann selbst von hier oben mit bloßen Augen sehen, wie die Gischtfontänen  meterhoch hinauf spritzen. Gestern gab es einige Segler zu sehen, heute wagt sich niemand hinaus. Wir hüten den Platz alleine, was Alfred traurig macht, weil keine Kinder zum spielen da sind. Der quirlige Wind peitscht unsere emotionale Stimmung und unsere feurigen Temperamente etwas hoch und es erfordert viel Präsenz die Harmonie aufrecht zu erhalten. Wer sich etwas mit Astrologie beschäftigt, weiß, dass Widder, Löwe und Schütze (2x) alle Feuerzeichen sind und Luft facht Flammen eben an…

Mitunter entsteht auch zuviel Hitze, wie z.B. bei Alfred, der ab Mittag ganz rote Backen bekommt, sich fiebrig fühlt und sich freiwillig hinlegt. Olivia hingegen ist gesprächig und vital. Ich und Stephanie setzen die angefachte Feuerenergie in praktisches Tun um. Ich beginne mich mit der Kamera vertrauter zu machen und experimentiere. Dann widmen wir uns wieder der Gartenarbeit und schon ist es Abend. Wir lesen zusammen einige Kapitel im „Rabenorakel“, ein spannender Jugendroman, und als die Kinder schlafen, studiert Stephanie die Immobilienanzeigen und ich widme mich diesen Zeilen hier. 

Der Traum vom eigenen kleinen Stück Land mit Häuschen, oder einer sonstigen tollen Wohnung in südlichen Gefilden, beflügelt Stephanie schon seit Jahren. Klar fänd ich das auch toll, aber ich habe keinen goldenen Daumen, eher einen grünen und selbst der ist nur hellgrün. Dennoch, alles ist möglich! Schließlich sind wir hier, was auch lange nur ein Traum war. Vielleicht ist das ähnlich wie mit Sauerteig oder bei der Joghurtzubereitung, dann vermehrt sich die Substanz solange bis sie plötzlich zu Brot umgesetzt werden kann. Heute habe ich übrigens wieder eins gebacken. Mittlerweile setze ich dem Roggen- und Dinkelmehl noch einen Anteil von sardischem Urkorn zu. Ein Getreide, welches ich nicht kenne, aber einen robusten, kernigen Touch verleiht.

Draußen überdacht uns ein blinkender Sternenhimmel. Das winterliche Sternbild des Orion hängt schon sehr tief und wird uns bald verlassen und der große Wagen steht zentral, direkt über mir. Gleich geht der Mond auf. Sein Silberlicht strahlt schon hinterm Berg hervor und ich freue mich auf die Wärmflasche in meinem Schlafsack.

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