Tag 17
Die Besitzer des Grundstücks, auf dem wir zelten, fragen jeden morgen besorgt wie die Nacht war. Heute machen wir Feuer zum Frühstück an, damit etwas Wärme in die vom Wind durchwehte Außenküche unsere Nasen und Rücken wärmt. Das ist kuschelig und wir füttern das Feuer bis zum Abend und ich sitze jetzt davor und tippe.
Viel Neues ist nicht geschehen. Das Ersatzteil ist ganz im Süden vorrätig, wir sind im Norden und wenn alles klappt ist es morgen oder übermorgen da. Dann steht Ostern vor der Tür und wir wissen noch nicht, wie es weiter geht. Wir stehen im Kontakt mit zwei möglichen Woofing-Plätzen. Einer davon ist eine Familie mit zwei Kindern im Alter von 6 und 10J. Sie haben Esel und Ziegen, leben recht einfach und bauen sich gerade Lehmhäuser und machen Landwirtschaft zur Selbstversorgung. Da gibt es viel zu tun. Sie sprechen nur italienisch, was uns helfen würde die Sprache schnell zu lernen. Das andere ist etwas komfortabler, ein kleines Landhäuschen hier in der Nähe. Welche Arbeiten da anfallen, wissen wir noch nicht. Uns ist es eigentlich wichtig während der noch kalten und stürmischen Zeit vier Wände, Ofen und Dach überm Kopf zu haben. Hauptsächlich für Olivia, die noch immer etwas schwächelt nach der Coronageschichte. Heute ist sie zwar vitaler drauf und am Nachmittag backe ich mit ihr einen MAMA-Kuchen, (Stephanie hat morgen Geburtstag), aber gegen 18:00 Uhr ist sie fast im laufen eingeschlafen.
So viel draußen sein macht ohnehin müde, auch mich. An unseren Gesichtsfarben erkennt man jedoch, wie gut und gesund es ist. Durch die Allergie-Medikamente ist mein Körper zwar etwas erschöpft, aber grundsätzlich spüre ich die wohltuende Wirkung der Elemente. Das Kortison schleiche ich gerade aus und sonst nehme ich eh nix. Alfred ist fit. Wie ein Rhön-Indianer eben so ist! Er fordert sich selbst jeden Tag neu heraus und überschreitet stets seine bisherigen Grenzen. Ob das beim schaukeln im stehen ist oder beim auf Bäume klettern, irgendwas gibt es immer neu zu bewältigen.
Für mich ist es gerade das tägliche Schreiben, was mich motiviert. Ob nun Liedtexte, meine Träume oder dieser Blog, es macht Spaß gute Worte zu finden. Sie sind wie Farbe zum malen. Mit Muse und Zeit ist es schön mit ihnen zu spielen. Die Idee ein Buch zu schreiben ist nicht neu in meinem Leben, aber es fehlt noch die zündende Idee. Klar, ein Buch über unsere Reiseerfahrungen ergäbe genügend Schreibstoff, aber das allein reizt mich nicht so richtig. Es fehlt mir noch der Kernpunkt, der zentrale Mittelpunkt, der mich inspiriert und leitet. Vielleicht habt ihr ja Ideen für mich. Lasst sie mich wissen (das meine ich ernst, schreibt sie mir).
Ein Romanschreiber bin ich glaube ich nicht. Ich bin immer wieder beeindruckt von der Fantasie dieser Leute und wie sie ihr Geschichten-Handwerk verstehen, spannend zu schreiben. Obwohl das ja lange nicht alle können. Es gibt viel Literatur, die mich einfach nur langweilt, wo ich nach den ersten 20 Seiten weiß, wie das Buch weiter geht und endet. Zwar bleib ich dann trotzdem dran, in der Hoffnung es wendet sich, aber meist ist meine Vorahnung richtig. Deswegen lese ich auch gar nicht mehr soviel, zumindest keine Romane. Die Kinder – und Jugendbücher hingegen sind teilweise exzellent und ich liebe es vorzulesen, zur Freude von Alfred, der gerade alles verschlingt. Glücklicherweise haben wir noch viele Bücher von seinen großen Brüdern, die ebenso gerne gelesen haben.
Den schwersten Koffer, den wir dabei haben, ist voll mit Büchern. Ein alter Lederkoffer, den wir einst auf dem Sperrmüll fanden. Leider etwas zu spät, da es regnete und das Leder dadurch brüchig wurde. Ein edles Teil, was sehr geschichtsträchtig aussieht und nun seine Bestimmung in unserer Reisebibliothek gefunden hat. Wie weit es den Weg mit uns noch zu gehen vermag, weiß ich nicht, da die Riemen ob des Gewichtes schon gerissen sind. Eine Augenweide ist es allemal und darin zu stöbern macht den Kindern Freude.