Tommy Wild

Musician, Singer, Songwriter

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Szenenwechsel

Tag 9

Der Tag startet etwas trüber. In der Kellerwohnung ist es etwas klamm. Gleich zum Frühstück haben die Kinder einen Spielkameraden und wir packen anschließend gemächlich unser Zeug und räumen alles wieder auf. Wir essen noch etwas zu mittag und rüsten uns dann zur Weiterfahrt. Zuvor lernen wir noch eine Familie von Schildkröten kennen, die uns der kleine Junge stolz vorführt. Sie leben auf dem Gelände und wirken wie aus einer anderen Welt. Für unser Auge sind solche Tiere etwas sehr exotisches und sie erinnern mich an Michael Endes Geschichte von MOMO mit der wundersamen Schildkröte Kassiopaia. Ihr Alter ist nicht auszumachen, doch sie erscheinen mir uralt. Eine wundersame Begegnung. 

Nach einer herzlichen Verabschiedung und aufrichtigen Dankesworten rollen wir die Einfahrt hinunter, hinaus auf die Landstraße, weiter gen Norden von Sardinien. Gleich im übernächsten Kreisel verfahren wir uns und der Weg führt uns durch eine entlegene kleine Feldgasse, vorbei an schönen Grundstücken, welche unsere Herzen höher schlagen lassen. So nah am Zentrum einer Stadt und doch scheinbar weit draußen und versteckt, gesäumt von üppigen Gärten und Feldern.

Zurück auf der Hauptstraße ist Olivia schon eingeschlafen. Sie hat eine Pause sehr nötig, da all die vielen neuen Eindrücke recht intensiv auf sie einwirken. Nach einer knappen Stunde erreichen wir das Domizil einer befreundeten Familie, die wir schon letzten Sommer besuchten. Die drei Kinder sind völlig aufgedreht und ihre Freude zeigt sich in kindlichen Kapriolen. Wir fühlen uns willkommen und ein schöner Nachmittag beginnt. Nach Kaffee und Kuchen lasse ich mich zusammen mit Olivia und Alfred auf eine verspielte und fantastische Entdeckungsreise durch die Felsen und wilde Pflanzenwelt verführen. Es ist herrlich sich in die fantastische Wahrnehmung von freien Kinderseelen zu begeben. Wir kochen Hexensuppen in Wasserlachen, besuchen eine „Pumahöhle“ und ein Mädchen meint: „Da hinten ist immer eine Pfütze aus der wir trinken. Wenn du das Wasser schmeckst, dann ist es wie ein Kuss von Sonnenlicht.“ Mein inneres Kind weint vor Freude.

Im Abendlicht klimpere ich inspirierend auf meiner Gitarre, welche nun eine ganze Woche eingesperrt im Auto verpackt war. Hunde und Kinder fühlen sich davon magnetisch angezogen und die Kleinen fahren in Schlafanzügen wie wild mit ihren Rollern im Kreis um mich herum. Ich scherze mit ihnen und lasse mich zur Clownerie ein, was uns alle lachen lässt und der Abend geht zur Neige. Die Krusten einer verhärteten Alltagswelt bekommen mehr und mehr Risse und mein Herzenskern bricht auf, wie ein Samenkorn, welches den frischen Stengel einer werdenden Pflanze vorsichtig ins Licht lockt. Ich fühle Glück, verheißungsvolles Glück, denn die Zukunft ist zwar noch nicht geschrieben, aber irgendwas flüstert in mir: „Alles wird gut.“

2 comments

  1. Hallo Tommy, sehr schöne Beschreibungen. Macht Spass zu lesen und somit ein wenig bei Euch zu sein. Viel Freude und tolle Begegnungen wünscht Markus

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