Tommy Wild

Musician, Singer, Songwriter

From the blog

Wir sind unterwegs : )

Tag 1

  • Abreisetag, Sonntag 27.03.

Wie fast schon geahnt, erweist sich der zur Verfügung stehende Stauraum für zu klein. Unser neuer blauer Anhänger (Bluebox) ist doch nicht so geräumig, wie wir dachten. Meinen Massagetisch lasse ich zuhause, auch die Konzertgitarre und Ukulele bleiben daheim, genauso wie Alfreds Fahrrad und Olivias Laufrad… und dennoch ist alles bis zum Rand voll gepackt: Dachbox, Bluebox und Berlingo!

Bis alles gepackt und die Wohnung so hergerichtet ist, dass wir guten Gewissens aufbrechen können, vergeht der ganze Samstag und Sonntag wie im Flug. Sonntag stellen wir fest, dass uns durch die Zeitumstellung noch eine Stunde geklaut wurde und kommen echt in Stress. Punkt 17:00 Uhr ist es dann soweit: Wir sitzen alle im Auto. Olivia hat sich noch den großen Zeh verletzt und weint. Die letzten Taschen und Tüten werden noch irgendwo reingequetscht und dann rollt unser blaues Gespann. Und es rollt echt sanft und cool, fast schwebend gleiten wir über die Autobahn nach Volkach am Main, wo unser erster Übernachtungsstop sein soll. Wir besuchen eine alte Freundin von Stephanie. Der Abend wird jedoch überschattet vom unerwarteten Heimweh Olivias, womit keiner gerechnet hat. Sie tut sich echt schwer in dem liebevoll hergerichteten Gästezimmer einzuschlafen.

Tag 2

Am Montag in aller Frühe brechen wir vor Sonnenaufgang auf, da wir schon gegen 9:00 Uhr, in einem Dorf nahe Regensburg, einen Termin wahrnehmen müssen. Gegen mittag wollen wir von dort dann aufbrechen zu unserem nächsten Etappenziel bei München. Doch die Nachricht, dass wir dort wegen Erkrankung in der Familie nicht unterkommen können, stellt uns vor die Herausforderung, wo wir nun einen Übernachtungsplatz bekommen würden. Die Anfrage in einer SocialMedia-Gruppe gibt Anlass zur Hoffnung, doch auch dort sind gerade die Windpocken ausgebrochen. Wir ändern die Reiseroute und finden einen schon halbgeöffneten Campingplatz am Simser See, nicht weit von Rosenheim. Dort machen wir „ein Fass auf“ und schlafen wie die Wutz von Urmel aus dem Eis in einer Art Schlummertonne, mit beheizbaren Matratzen und einer modernen Deckenstrahlerheizung. Die Nächte liegen noch nahe dem Gefrierpunkt und das Zelten ist noch nicht wirklich ein Vergnügen. Der Abend ist malerisch. Schaukeln und Ball spielen am leeren Strand, während die Sonne orange leuchtend hinter den Bäumen am anderen Ende des Sees verschwindet. Das Einschlafen ist wieder ein langgezogenes, herzzerreißendes Heimwehgeklage und Olivias vehementer Protest sich dem Reiseleben anzupassen, kostet den Rest der Familie jede Menge Nerven und Geduld. Ihr kurz vor dem einschlafen geschluchztes „i will na hause“ erinnert an den schwachen Finger vom geliebten Außerirdischen E.T. und lässt eine Welle von Mitgefühl durch unsere Herzen für ihre Not strömen. 

Tag 3

Open Air Frühstück bei knackigen Temperaturen unter 5 Grad. Aber die Naturgeräusche sind wundervoll, Specht, Kuckuck und jede menge Laute von unterschiedlichsten Wasservögel ergeben bei wolkenlosem Himmel eine tolle Morgenmusik. Das Wasser im See ist eiskalt und nach nicht mal einer Minute scheint das Blut unter der Haut zu gefrieren, aber der Vitalisierungseffekt und das hinterher entstehende Wohlgefühl ist klasse. Der alte Dr. Kneipp wusste schon was gut war.

Nächste Etappe: Wiesen bei Sterzing in Südtirol. Gespannt, wie die Einreise nach Italien sein würde, ließ mich laut schmunzeln: Keine Kontrolle überhaupt. 

Wir besuchen eine Familie mit vier Kindern, deren Kontakt sich über Stephanies Online-Kongress „Magie der Berührung“ ergeben hatte. Und es pass super. Es wird gespielt, musiziert, gekocht und gequatscht und wir bleiben nicht nur für eine Nacht, sondern verlängern gleich noch einen Tag. Olivia fühlt sich in diesem heimeligen Zuhause gleich viel besser und schläft ohne Schreien ein, obwohl sie in der Nacht erwacht und ganz leise „nach Hause“ vor sich hin singsangt. 

Tag 4

Das Wetter schlägt um, Wolken verhängen die Sicht und ein leichter Nieselregen beginnt. Wir machen es uns behaglich und planen die Weiterfahrt: Nächster Stop Peschiera am Südende des Gardasees. Wir buchen eine Unterkunft und auch für den Folgetag die Fähre nach Sardinien. Wer hätte das gedacht, so schnell nach Sardinien zu kommen. Die coronabedingten Reiseregelungen hatten uns vor ein paar Wochen noch zweifeln lassen, ob wir es überhaupt auf die Insel schaffen. Alternativ hatten wir erwogen den ganzen Stiefel mit vielen Stops bis nach Sizilien zu reisen, um dann im Mai von dort evtl. leichter hinüber zu kommen. Und nun starten wir schon in der ersten Woche durch und schippern in der Nacht vom 1. auf den 2. April von Livorno nach Olbia. „Dös basst scho!“

Tag 5

Zügig rollen wir unser Nachtlager ein, verabschieden uns von den neu gewonnenen Freunden, hängen die Bluebox wieder an und weiter geht’s in den Süden. Hinunter durch das Nadelöhr, rechts und links Berge und dazwischen Straße, Bahnlinie, Fluß, Industrie, Weinbau und andere Landwirtschaft, alles eng beieinander, nichts von Idylle bei grauem Wetter. Am Gardasee angekommen beziehen wir unser Geheimagentendomizil mit digitalen Codes und Zahlenkombinationen, Hänger und Berlingo in der Tiefgarage (ich dachte, ich setze voll auf, so steil ging es in den Keller hinab). Danach schlendern wir durch verwaiste Altstadtgassen und sehen, wie sich hier alle Cafes und Shops auf die bevorstehende Touristenflut vorbereiten. Ein erstes Gelato für die Kinder, Ciabatta beim Bäcker und etwas regionalen Formaggi für das Abendessen. Dann spielen am Kiesstrand des Sees, nackte Füsse im Wasser, Enten ärgern, Fotos…und das Leben einfach geschehen lassen. 

2 comments

  1. Hallo ihr vier Reisende,
    ich freue mich für euch ganz toll, dass die Ausreise und Einreise so unkompliziert verlaufen ist und ihr euch nun ganz des Reisens und Erlebens und euch selbst hingeben könnt.
    Genießt es ganz in eurer Familie zu sein ind habt viele schöne Momente,lernt liebevolle Menschen kennen und genießt die Insel in vollen Zügen.
    Fühlt euch ganz herzlich umärmelt von mir.
    Liebe Grüße zu euch
    Bärbel

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